Letzte Hilfe

Besuch des Ambulanten Hospizdienstes in der KGS

Nein, in der Überschrift ist kein Fehler. In der Wilhelm-Röpke-Schule ging es diesmal nicht wie so oft um Erste Hilfe, in Zusammenarbeit mit den Johannitern oder mit dem Roten Kreuz, sondern um letzte Hilfe. Seit vielen Jahren schon gibt es an der KGS einen Profilkurs (die Schüler:innen der 9. und 10. Haupt- und Realschulklassen können zwischen unterschiedlichen Kursen wählen), bei dem Schüler:innen an einem Nachmittag in der Woche in den Dorotheenhof gehen und sich dort mit den Bewohnerinnen und Bewohnern beschäftigen. Im Themenbereich Gesundheit und Soziales lernt man den Umgang mit älteren, oft pflegebedürftigen Menschen. Im Gegensatz zu einem Praktikum, das man ja auch als Berufsorientierungsmaßnahme im Dorotheenhof machen kann, geht es im Profilkurs nicht so sehr um die Versorgung, sondern eher um die Beschäftigung mit den älteren Menschen. So lernen die Schüler:innen, wie man mit einem Rollstuhl oder einem Rollator umgeht, worauf man bei Spiel- und Bewegungstherapien achten sollte und wie der Biorhythmus sein kann. Man plant z.B. Ausflüge, Bastelnachmittage und Erzählstunden. Der Profikurs geht über ein oder zwei Schuljahre, enthält Theorieteile und wird wie andere Fächer auch benotet.

Da es nicht nur den Jugendlichen oft schwer fällt, sich mit Menschen zu beschäftigen, denen es sehr schlecht geht, sollte ihnen dies, für die Arbeit in der Seniorenresidenz, aber auch für den privaten Bereich, näher gebracht werden. Schließlich überlegen einige der Profilkursteilnehmer:innen eine entsprechende Berufswahl und im privaten Bereich trifft jeder irgendwann im Leben auf eine solche Situation. Profilkurslehrerin Janine Wittenburg holte sich für den Themenbereich die wohl kompetenteste Unterstützung, den Ambulanten Hospizdienst des Kirchenkreises Walsrode. Koordinatorin Ute Grünhagen, Sylvia Baumung, Heidi Böttger, Cornelia Wilcke und die ehemalige Lehrerin Ingrid Janßen kamen gern zu den Schüler:innen, wissen sie doch, wie wichtig die Beschäftigung mit der Thematik ist. Eine Arbeit, die auch an diesem Projekttag einige an ihre Grenzen brachte, insbesondere, wenn sie schwere Krankheit oder Todesfälle im engsten Umfeld erfahren hatten.

So stellte man gegenüber, wie sich der Aufenthalt von Schwerstkranken im Krankenhaus, im Pflegeheim, im Hospiz oder zu Hause unterscheidet. An welche Belastungsgrenzen es den oder die Kranke, die Angehörigen und die Pflegekräfte bringt. Fast alle alten Menschen wollen gern in ihrem eigenen zu Hause sein und gerne auch dort sterben. Eine schöne Vorstellung, die aber ein eng gespanntes Netzwerk von Angehörigen, Nachbarn, Freunden, Essen auf Rädern, einem personell gut ausgestatteten Pflegedienst und einem Hausarzt, der Hausbesuche macht, und zudem in der Wohnung Hilfsmittel wie Pflegebett, altersgerechte Dusche, Barrierefreiheit und Notrufmöglichkeit erfordert, um nur einiges zu nennen. In einem Spiel wurde dies den jungen Menschen eindrucksvoll vor Augen geführt: je mehr Akteure, desto leichter fällt die Aufgabe. Anschließend wurde die Bedeutung einer Vorsorgevollmacht, auch schon für junge Menschen, genau erläutert. Die Patientenverfügung war Thema, wobei es schwer ist, hier alle Eventualitäten aufzunehmen.

Einen großen Bereich nahmen dann auch die unterschiedlichen Möglichkeiten ein, Leiden zu lindern. Da ging es von Morphium Gaben bei schlimmsten Schmerzen bis hin zum Befeuchten der Lippen und der Mundhöhle, wenn das Trinken nicht mehr möglich ist.

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieses Projekttages wurde es nicht leicht gemacht, viele Situationen, die man niemandem wünscht, wurden angesprochen. Aber die Verantwortlichen wissen, dass man sich mit der Thematik beschäftigen muss, wenn man über den Beruf der Pflegefachkraft nachdenkt. Insgesamt wurden viele wichtige Erkenntnisse vermittelt und die Jugendlichen und auch Frau Wittenburg waren den Damen vom Ambulanten Hospizdienst dankbar für diese Stunden.

Der Profilkurs von Frau Wittenburg mit den Gästen vom Ambulanten Hospizdienst
So ist es anschaulich: Viele Akteure ermöglichen eine gute Pflege.
Denkanstöße