Projekt zur Alltagsdiskriminierung
Rassismus und Diskriminierung tauchen überall auf, in der Sprache, in Bildern oder im Verhalten von Menschen. Gerade junge Leute sind dadurch verunsichert: woran erkennt man Rassismus, wie kann man ihm entgegentreten?
Die Lehrerinnen Lena Rother und Jasmin Vennemann sahen wegen der Stimmabgaben bei der Juniorwahl vor der Europawahl und aufgrund einzelner Vorfälle in der Schule die absolute Notwendigkeit, das Thema in den Fokus zu rücken. Nach dem Motto „Wehret den Anfängen“ erkundigten sie sich beim Sozialpädagogen der KGS Christian Biringer nach einer Organisation, die sie bei der Idee unterstützen kann. Biringer hatte als Kreisjugendfeuerwehrwart auf einer Fortbildung das Team von „Schwarze Schafe“ kennen und schätzen gelernt; einer Organisation, die sich intensiv mit diesen Themen beschäftigt. Auf der Homepage der Organisation findet man eine plausible Erklärung: Ein schwarzes Schaf ist eigentlich einfach ein schwarzes Schaf. Erst durch seine Umgebung und die Deutungsperspektive wird es zu einer Besonderheit. Viele Schwarze Schafe sind, wenn sie eine Gemeinschaft bilden, keine Besonderheit mehr. Lena Rother und Jasmin Vennemann konnten sich gut vorstellen, diese Thematik in der Projektwoche der Schule aufzugreifen und mit der Organisation zusammen zu arbeiten. Da die Einbindung einer außerschulischen Fachkraft Geld kostet, wurden Anträge beim Präventionsrat der Samtgemeinde Schwarmstedt und beim Kreispräventionsrat gestellt, die dankenswerterweise beide genehmigt wurden.
So konnte das Projekt starten. Unter dem Titel „Vielfalt verstehen und Gemeinschaft stärken – Gemeinsam gegen Rassismus, Diskriminierung und Radikalisierung“ boten Frau Rother und Frau Vennemann das Thema für die Projektwoche im 9. Jahrgang an und 15 Schüler:innen wählten es.
Gleich am ersten Projekttag war Sinem Eker von der Organisation „Schwarze Schafe“ zu Gast und sensibilisierte hervorragend für die Thematik. „Wir sind viele! Lasst uns Gemeinschaften bilden!“, so ihre Aussage. Der Workshop bei der Referentin für Rassismus kritische Bildung zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz neue Denkansätze auf. Natürlich wollte niemand Rassist:in sein, aber woran genau erkennt man dieses gesellschaftliche Machtverhältnis? Durch die gemeinsame Arbeit haben alle mehr Sicherheit für den Themenbereich gewonnen, erhielten eine gute Grundlage zur Entwicklung einer Rassismus kritischen Haltung.
Anhand von tagesaktuellem Geschehen wurden in den nächsten beiden Tagen mit den beiden Lehrerinnen Aspekte aufgegriffen und diskutiert. So wurde ein Beitrag gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft und gegen Populismus erreicht. Alltagsrassismus stellt immer wieder die Frage, was eigentlich die Leitkultur, die deutsche Kultur ist. Am Beispiel der Esskultur fand man gute Beispiele für die positiven Aspekte der multikulturellen Gesellschaft. Niemand aus der Schülergruppe wollte auf Spaghetti oder Pizza verzichten, die die ersten Gastarbeiter aus Italien nach Deutschland mitgebracht hatten, niemand auf die asiatische Küche, die insbesondere von Flüchtlingen aus Vietnam „importiert“ wurde oder auf andere Spezialitäten aus der ganzen Welt. Es wurde jedem klar, dass man die eigene Kultur mit Sauerbraten und Kartoffelknödeln nicht verliert oder verleugnet, wenn man sich vielfältiger ernährt, wenn man sich anderen Kulturen öffnet. Und genau diese Haltung kann man auf andere Lebensbereiche übertragen.
Frau Rother und Frau Vennemann sind sich sicher, dass die Projekttage sinnvoll genutzt wurden, dass die Teilnehmer:innen einen Perspektivenwechsel erfahren haben und politisch weitergebildet wurden, was in der heutigen Zeit extrem wichtig ist. Sie sind Frau Eker von „Schwarze Schafe“ und den beiden Präventionsräten für die Unterstützung dankbar.
Foto: Simem Eker führte am ersten Projekttag in die Rassismus-Thematik ein.